Im Rahmen eines Projekts der Erinnerungskultur reiste im November 2024 eine Gruppe polnischstämmiger Jugendlicher aus Deutschland nach Warschau. Die Teilnehmer setzten sich mit der Geschichte des Warschauer Aufstands auseinander und führten Interviews mit den Nachkommen ehemaliger Häftlinge des Konzentrationslagers KZ-Katzbach in Frankfurt am Main. Das Projektergebnis ist eine Filmreportage, ein Tagebuch sowie das vorliegende digitale Format mit Auszügen aus den Interviews und gesammelten Fotos. Die komplette Reportage ist verfügbar hier:
Im Konzentrationslager KZ-Katzbach in den Adlerwerken wurden 1.616 Personen gefangen gehalten. Etwa 1.000 von ihnen waren Männer und Jugendliche, die während des Warschauer Aufstands gefangen genommen wurden. Sie kamen aus den Lagern Dachau, Buchenwald, Auschwitz, Neuengamme, Natzweiler und Mannheim-Sandhofen. Das Alter der Gefangenen schwankte zwischen 11 und 65 Jahren.
KZ-Katzbach war eines der 100 Außenlager des KZ Natzweiler-Struthof. Es war von 22.08.1944 bis 24.03.1945 in Betrieb und zeichnete sich durch eine besonders hohe Sterblichkeitsrate der Gefangenen aus: die Lebenserwartung betrug etwa 3 Monate. Die Extermination der Gefangenen erfolgte durch erschöpfende Arbeit und die schlechten Lebensbedingungen im Lager (Vernichtung durch Arbeit). Auf dem Hauptfriedhof in Frankfurt am Main befindet sich ein Massengrab mit 527 polnischen Opfern des KZ-Katzbach. Es ist eines der größten Massengräber von Warschauern außerhalb Polens.
1944 erzielten die Adlerwerke den höchsten Bilanzgewinn während des Zweiten Weltkriegs. Am 13.03.1945 wurden etwa 500 sterbende und kranke Häftlinge in Waggons verladen, 8 von ihnen erreichten lebend Bergen-Belsen. Am 24.03.1945 wurden etwa 400 Gefangene zu einem zweiwöchigen Todesmarsch in Richtung Buchenwald geschickt. Das Kriegsende erlebten etwa 100 Personen, weniger als 10 Prozent der Gefangenen.
Das Lager befand sich mitten in der Stadt, umgeben von Wohngebäuden. Wegen des Mangels an SS-Männern wurden anglernte Fabrikarbeiter mit der Aufsicht über die Gefangenen betraut. Nach dem Krieg wurde keine dieser zivilen Personen zur Verantwortung gezogen.
Interviews:
Prof. Aleksander Strasburger, Zbigniew Branecki, Tadeusz Branecki
Die Jugendlichen, Projektaktivitäten in Warschau:
Helena Arz, Deutschland, Rheinland-Pfalz
Schule: Christophorusschule Königswinter (CJD-Königswinter)
Polnischunterricht im öffentlichen System „Herkunftssprachlicher Unterricht”
(HSU Rheinland-Pfalz)
Vanessa Hock, Deutschland, Rheinland-Pfalz
Schule: Kurfürst-Balduin-Gymnasium, Münstermaifeld
Polnischunterricht im öffentlichen System „Herkunftssprachlicher Unterricht”
(HSU Rheinland-Pfalz)
Mieszko Kozłowski, Deutschland, Hessen
Schule: Lichtenbergschule Gymnasium Darmstadt
Polnische Schule beim Generalkonsulat der Republik Polen in Köln mit Sitz in Frankfurt am Main
Jasper Lange, Deutschland, Hessen
Europäische Schule Frankfurt am Main (ESF)
Ehem. Schüler der Polnischen Schule beim Generalkonsulat der Republik Polen in Köln mit Sitz in Frankfurt am Main
Kinga Mucha, Deutschland, Rheinland-Pfalz
Schule: Megina Gymnasium Mayen
Polnischunterricht im öffentlichen System „Herkunftssprachlicher Unterricht”
(HSU Rheinland-Pfalz)
Die Jugendlichen, Projektaktivitäten in Frankfurt:
Jan Zmysłowski, Deutschland, Hessen
Schule: Gymnasium Riedberg in Frankfurt am Main
Polnischunterricht im öffentlichen System „Herkunftssprachlicher Unterricht“
(HSU Hessen)
Maksymilian Baran, Patryk Dombrowski, Marijasha Lukasiewicz, Kamil Rozmus, Hessen, Toni Sender Oberstufe (TSO) in Frankfurt am Main, Deutschland, Hessen; Schüler des Kurses “Polnisch als Fremdsprache” am Gymnasium Toni Sender Oberstufe (TSO).
„Say their names, tell their stories, das kleine Tagebuch der Warschauer Kinder“ – ein Erinnerungsprojekt mit Jugendpartizipation
Das Projekt wurde durchgeführt durch die Landesinitiative Polnischsprachiger Eltern und Familien Hessen e.V. (LPEF Hessen e.V.) in Kooperation mit Haus Am Dom (HAD) Frankfurt.
Finanzierung: Deutsches Polen Institut (DPI) und das Generalkonsulat der Republik Polen in Köln. Zusammenarbeit: Toni Sender Oberstufe Frankfurt (TSO), Warschauer Museum des Warschauer Aufstandes, Dom Spotkań z Historią (Warschau).
Besonderer Dank geht an Prof. Aleksander Strasburger sowie an Zbigniew Branecki und Tadeusz Branecki.
Wir danken für die Unterstützung: Staatsarchiv in Warschau sowie die Stiftung KARTA.
„Say their names, tell their stories” ist Teil des Projektes “Schicksale aus Polen 1939-1945. Lokales & digitales Erinnern”der Stiftung “Erinnerung, Verantwortung, Zukunft” (EVZ) und der Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung (FPNP), finanziert vom Bundesministerium der Finanzen im Rahmen von “Bildungsagenda NS-Unrecht”.
Die Dreharbeiten erfolgten zum Teil im Museum des Warschauer Aufstandes bzw. im Dom Spotkań z Historią (das Haus-Treffpunkt mit der Geschichte), Warschau.
Idee, Projektleitung: Barbara Lange
Pädagogische Betreuung, Übersetzungen: Bogumił Pałka
FILMREPORTAGE:
Łukasz Kamil Kamiński (Mówmi Studio)
Maciej Eichelberger (Creative Seeds)
DIGITALES FORMAT:
www.Kaiju.pl
Kontakt: Landesinitiative Polnischsprachiger Eltern und Familien Hessen e. V. (LPEF Hessen e. V.), Villa Gründergeist, Gärtnerweg 62, 60322 Frankfurt am Main. E-Mail: kontakt@polnischsprachige-eltern.de